CHRONIK

1960 – 1970: „Das erste Jahrzehnt“

1960. Sicher war auch dieses Jahr wie die Jahre davor oder auch danach kein „besonderes“; Weltgeschichtlich betrachtet treibt damals der „Kalte Krieg“ unaufhaltsam seinem dramatischen Höhepunkt (Kubakrise 1962) entgegen. Der sowjetische Ministerpräsident Chruschtschow „haut“ vor der UNO in New York kräftig auf den Tisch, während die Amerikaner J. F. Kennedy – eine Hoffnung für die Welt – zu ihrem neuen Staatsoberhaupt wählen. Weiters werden der Kongo und auch Zypern unabhängig (in beiden Staaten verläuft dieser Abnabelungsprozess leider nicht unblutig!) In Österreich, das im selben Jahr der EFTA beitritt, stand Bundespräsident Adolf Schärf mitten in seiner ersten Amtsperiode, während Bundeskanzler Raab einer Koalitionsregierung vorsitzt, in welcher die beiden Brunos (Pittermann und Kreisky) Vizekanzler bzw. Außenminister sind. In unserer Heimatgemeinde kommt es nach der Gemeinderatswahl im April zum Bürgermeisterwechsel: Franz Marchart löst Johann Reisinger ab! Was aber den lokalen Immobiliensektor betrifft sind darüber hinaus noch zwei epochale Ereignisse hervorzuheben: unser Friedhof wird erstmals zum Schloss hin erweitert (die damals neu errichtete Mauer steht noch immer) und – Frau Leopoldine Kloiber eröffnet ein – Kino! Blättern wir ein letztes Mal in das schon angesprochene Jahr zurück: Schon jahrelang sind Pfadfinder in Karlstetten präsent – als Gäste! Der St. Pöltner Gruppe steht in Heitzing die sogenannte „Jägerhütte“ zur Verfügung und sie macht auch reichlich davon Gebrauch: ob durchmarschierend oder auch als häufige Besucher der Sonntagsmesse, die uniformierten Jugendlichen sind der Bevölkerung bereits vertraut. Unser Herr Pfarrer Geistlicher Rat Josef Weber, aus Kaplansjahren in Deutschland mit dieser Organisation schon erfahren, erkennt die Chance und versteht sie auch zu nützen. Der Kontakt zum St. Pöltner Gruppenfeldmeister Hubert Schnabl ist schnell hergestellt. Der Plan, Jugendseelsorge so, nämlich im ureigensten Sinn des Wortes, zu betreiben, wird verwirklicht! Seine gegenwärtigen Ministranten werden zu designierten Jungpfadfindern und im damals noch nicht einmal 16jährigen Tischlerlehrling Alfred Permoser erkennt er die Führungsqualitäten, die diesen dann ein Vierteljahrhundert lang bis zu seinem viel zu frühen Tod 1986, auch tatsächlich auszeichnen werden. So findet am 27. September 1960 die aller erste Heimstunde statt: Vierzehn Buben sind dabei, einige davon – so auch der Verfasser dieser Zeilen – müssen erst aus dem nahen „Fernsehlokal“ Kammerhofer herbeigeholt werden! So halten die Ideen Baden-Powell’s auch in Karlstetten Einzug. Anfänglich zwei (Forellen und Rehe) Patrullen, bald sogar vier (Fuchsen und Schwalben) treffen sich wenigstens zweimal wöchentlich in Patrullen- und Gruppenheimstunden zur gemeinsamen Pfadfinderarbeit (wie z.B.: Knoten, Kompass und Karte, Morsen, Erste Hilfe u.a.) sowie Gesang und Spiel. Das neuerworbene Wissen gilt es dann natürlich im Wettkampf. bei Ausflügen und Wochenendlagern sofort praktisch zu erproben: Erste öffentliche Auftritte – unsere Uniformen wurden uns alle von Frau Friedl unter Mithilfe einiger Mütter geschneidert – erfolgen regelmäßig und der „Zauber der Montur“ verfehlt nicht seine Wirkung. Am 3. September 1961 wird die bisher als III. St. Pöltner Trupp geführte Gruppe in ihre Selbständigkeit entlassen. Die Weihe einer eigenen Fahne durch unseren Kuraten Pfarrer Weber ist sichtbares Zeichen dieser neuen Entwicklung. Bereitwillig, und stolz präsentiert sich die junge Gruppe mit Fahne, der Fahnenpatin Maria Dürauer und dem Gruppenfeldmeister Alfred Permoser dem Fotografen. Die folgende Zeit ist von einem kräftigen Aufschwung gezeichnet: bereits 1962 wird eine eigene Roverstufe (16 – 23 Jährige – Roverrotte Dunkelstein – 1. Führer: Richard Landsteiner) aufgebaut. Schon im Folgejahr eine Wölflingssparte (ca. ~7-10jährige) eingerichtet: dafür stellen sich Christiane Steinwendtner und später Annemarie Kammerhofer als Akelas zur Verfügung. Die Mitgliedslisten dieser Jahre beweisen mit jährlichen Zuwächsen von beinahe 100 Prozent diese rasante Entwicklung! Ab 1963 ist aus vereinsrechtlichen Gründen auch ein Aufsichtsrat nötig, dessen erster Obmann der damalige Oberlehrer Hans Jappel wird. Unter diesen Umständen bereitet uns die Heimsituation zunehmend Sorgen: das alte Pfarrheim platzt aus allen Nähten bzw. machen die Pläne zum Bau eines neuen Pfarrzentrums durch Pfarrer Franz Schreiber ein baldiges Ausweichquartier erforderlich. So wechseln wir 1967 ins nordwestliche Nebengebäude des Schlossareals (heute befindet sich hier die Feuerwehrzentrale), wo wir uns einige Räume für unsere Zwecke einrichten dürfen. In den Heimstunden vervollkommnen wir unser Pfadfinderwissen, Wettkämpfe auf verschiedenen Ebenen, Ausflüge und Lager bilden nach wie vor die Schwerpunkte unserer Beschäftigung. Den alljährlichen Höhepunkt und Abschluss eines Pfadfinderjahres aber stellt das Sommerlager dar! In den Sechzigerjahren fahren wir zumeist für ein bis zwei Ferienwochen ins Waldviertel nach Bärnkopf. Auf einer einsamen Waldwiese abseits vom Ort, aber direkt am Schlesinger Teich gelegen, schlagen wir jeweils unsere Zelte auf, statten unser Lager mit einer Kochstelle sowie einem (überdachten) Essplatz aus. Ein Lagertor, ein Flaggenmast mit Anschlagbrett und nicht zuletzt eine Latrine, natürlich etwas abgelegen, vervollständigen unsere Einrichtung und vermitteln uns einen Hauch von (Lager)-Luxus! Natürlich richtete sich unser ganzen Ehrgeiz darauf, die Lagerbauten absolut „nagellos“ – ausschließlich mit Knoten und Bünden – auszuführen!

Leider war – im Nachhinein betrachtet – ein nicht unwesentlicher Teil unserer Bärnköpfler „Sommerlager“ mit reichlichen Niederschlägen „gesegnet“. Wenn dann nach einigen Regentagen die Nässe in jedes Zelt kroch, das letzte trockene Kleidungsstück verbraucht war und ausschließlich Kaltverpflegung auf den Tisch kam, weil das Kochstellenfeuer bestenfalls noch zum Rauchen zu bringen war, konnte es schon passieren, dass sich im Lager Heimweh breit machte und wir uns nach unseren Müttern sehnten und auch ein wenig nach unseren Betten daheim… Aber unsere (unvergesslichen) Erinnerungen an Bärnkopf beinhalten auch viele schöne Lagertage. Den romantischen Abschluss bildete dann das allabendliche Lagerfeuer im Kreis der Pfadfinderbrüder. Wie oft saßen wir am flackernden Feuer, sangen unter Gitarrenbegleitung unsere Lieder, fröhliche und besinnliche, gaben Sketches zum Besten oder starrten auch nur in die verglimmende Glut. Eine Mutprobe oder ein Nachtgeländespiel als Abschluss machte dann meistens der Romantik den Garaus! Einen wesentlichen Teil unseres Selbstverständnisses bildet die sogenannte Öffentlichkeitsarbeit! Einerseits hat man im Gemeindeleben und in der Bevölkerung präsent zu sein, auf der anderen Seite fällt auch oft genug ein schöner Reingewinn ab! So haben wir im Lauf der Zeit eine Reihe von Aktionen und Veranstaltungen erdacht und auch durchgeführt, die das gesellschaftliche Leben unseres Heimatortes bereichert und mitgeprägt haben und bald nicht mehr wegzudenken waren. Im Verlauf eines Kalenderjahres wurden und werden (z.T. heute von anderen Vereinen aufgegriffen) folgende Aktivitäten von der Pfadfindergruppe Karlstetten durchgeführt: Pfadfinderball, Kinderfasching, Jugendkreuzweg, Rhythmische Messen, Sonnwendfeuer, Dunkelsteiner Volksfest, Volkswandertag, Rätselfahrt, Nikoloaktion, Weihnachtsaktion u.ä. Um unsere bescheidenen finanziellen Mittel aufzubessern, gab es auch einige reine „Geldbeschaffungsaktionen“ wie Altpapiersammlungen, Alteisensammlungen, ja sogar Flugzettelverteilungen in St.Pölten! 1969 erstanden wir einen eigenen Pfadfinderbus, weil uns die Transporte bei Ausflügen und Lagerfahrten immer wieder Kopfzerbrechen bereiteten. Damals leiteten wir auch eine Serie von Auslandsfahrten ein, die uns dann in den Siebzigern im Lauf von beinahe zehn Jahren den gesamten Mittelmeerraum, von Gibraltar bis zum Persischen Golf, sowie ganz Nordafrika und den Nahen Osten erschließen sollte! Am 14. Oktober 1970 konnten wir schließlich mit einer Festmesse und einer Ausstellung im Pfarrsaal, die die Entstehung und Geschichte von Karlstetten, aber auch das erste Jahrzehnt Pfadfindergruppe zum Thema hatte, unser erstes Jubiläum feiern. Eine Jugendgruppe, einzig getragen vom Idealismus des Führerteams, angeführt vom unvergesslichen „Fredl“ Permoser, war in zehn Jahren durch viele Erfolge angetrieben, manche Krise gebeutelt, aber nicht geknickt worden …

Friedrich Dürauer

 

1971 – 1980: „Sturm- und Drangzeit“

Die Mitgliederzahl der Gruppe wächst ständig an, eine Umsiedlung vom straßenseitigen Gebäude in das größere Schlossgebäude wird notwendig. In diesem Jahr feiern wir auch unser erstes Jubiläum mit einer Ausstellung „10 Jahre Pfadfinder Karlstetten“ im Pfarrsaal. 1971 Den Beginn der Abenteuer-Reisewelle bildet eine Fahrt mit 2 Bussen in die Türkei, ein Dia-Vortrag „Mit Zelt und Bus zum Bosporus“ wird der Öffentlichkeit vorgestellt. In den sehr aktiven Roversparten entstehen einige traditionelle Veranstaltungen wie die bei der Bevölkerung sehr beliebte Rätselfahrt. Für die Kleinsten kommt seitdem jährlich der Pfadi-Nikolaus und auch die Weihnachtsaktion (Besuch bei älteren, alleinstehenden Gemeindebürgern) werden in den nächsten Jahren für uns zur Pflicht. 1972 Den Höhepunkt des Pfadfinderjahres bildet wieder ein vom Regen begleitetes Sommerlager im Waldviertler Bärnkopf, wo alle Sparten die während des Jahres gewonnenen Fähigkeiten in der Praxis erproben können. Die Auslandsfahrt der Rover (sieben an der Zahl) führt in einer 4-wöchigen Reise quer durch Europa nach Nordafrika, wo die Mittelmeerländer Marokko, Algerien und Tunesien erforscht werden. Es entsteht unter der Regie von GFM Fredl ein mehrstündiger Farbfilm, der in zahlreichen Roverheimstunden zurechtgeschnitten, vertont und auch der Öffentlichkeit gezeigt wird. Damals ein Novum. 1973 Auch in diesem Jahr konzentrieren sich die Roveraktivitäten auf eine im Sommer geplante Pilgerfahrt ins Gelobte Land nach Israel. Diesmal geht’s per Schiff via Athen nach Haifa. Von den heiligen Stätten und von einer Sinaidurchquerung bringen 7 begeisterte Rover interessantes Filmmaterial mit nach Hause. Daraus gestalten sie einen fast 2-stündigen Filmvortrag, der wieder in Gemeinden vorgeführt wird und reges Interesse am Pfadfinderleben erweckt. Der Nachwuchs (Späher und Explorer) erringt in zahlreichen Bewerben (Bez.- und Landes-PWK) ausgezeichnete Platzierungen (Landessieger fährt zum Bundes-PWK). Im „Ballsaal“ des Gasthauses Lind dient der 1.Pfadfinderball, unter reger Beteiligung vieler Tanzfreudiger, zur Füllung der leeren Pfadfinderkasse. 1974 Auch die Räumlichkeiten im Schlossgebäude werden wieder zu eng, und es gibt erste Gespräche mit unserem Kuraten Hrn. Pfr. Schreiber über eine mögliche Verpachtung eines Pfarrgrundstückes. Eine Reise zum Schah von Persien ermöglicht diesmal 10 Rovern mit 2 VW-Bussen großartige Eindrücke von orientalischen Sehenswürdigkeiten und mehreren Werkstätten (Motorschäden in Istanbul und am kaspischen Meer). 1975 Die Bemühungen zur Errichtung eines eigenen Heimes werden Dank der Unterstützung durch Pfr. Schreiber konkreter. Im Mai wird ein Pachtvertrag auf 99 Jahre mit der Diözese St. Pölten abgeschlossen. Das Grundstück – über 4.500 m² – befindet sich am alten Sportplatz, etwas außerhalb des Ortes. Zur Abwicklung der Formalitäten wird ein eigener Aufsichtsrat gegründet. Neben der traditionellen Auslandsfahrt – diesmal ins Land der Pyramiden in Ägypten – werden im Herbst die bereits 5. Rätselfahrt und am Nationalfeiertag, 26. Oktober, ein landesweiter Fit-Wandertag veranstaltet. 1976 Nach gründlichen Verhandlungen und zahlreichen Besichtigungen wird im Frühjahr der Ankauf einer Holzbaracke im Ausmaß von 10 x 20 m von der ÖMV-Schwechat um öS 50.000, beschlossen. Ein Großaufgebot der Rover demontiert diese in Wien und ein Tieflader der Fa. BIüml-Bau transportiert das zerlegte Holzhaus nach Karlstetten. Um die Finanzen der Gruppe zu verbessern, erwacht unter der Regie vom Organisator der Fa. LÖWA, Hrn. Willi Kaufmann, das 1. Dunkelsteiner Pfadfinder-Volksfest zum Leben. Mit einem Vergnügungspark und zugkräftigen Musikgruppen findet ein 3-Tagesfest im Schlossparkareal statt. Der ordentliche Reinerlös ermöglicht einen raschen Heimaufbau und nach oft zermürbenden Arbeitspartien ist es zu Weihnachten endlich soweit. Die gemeinsame Weihnachtsfeier bildet den Abschluss von umfangreichen Arbeiten eines ereignisreichen Jahres im Saal unseres neuen Pfadfinderheimes. 1977 Der Mitgliederstand erreicht in diesem Jahr mit insgesamt 106 Registrierungen (neu: Pfadfindermädchen- Caravelles) einen Höhepunkt, und so ist das neue Heim auch schon wieder zu eng. Ein von der DOKW Altenwörth erworbener Barackenzubau wird an den Saal angeschlossen, der Kauf finanziert sich durch ein gut organisiertes Volksfest. 1978 Am 14.2.78 stirbt mit Geistl. Rat Pfarrer Weber nicht nur ein Freund und Gönner unserer Pfadfindergruppe, sondern auch ein Mensch, der uns lange Jahre hindurch mit seiner Bescheidenheit und seinem Großmut ein wahres Vorbild war. 1979 Der durch den Heimzubau gewonnene zusätzliche Platz wird als neuer Gruppenraum und als Schlafraum mit Stockbetten adaptiert und so ist es nun auch möglich, fremden Gruppen für Sommerlager die Nächtigung auch außerhalb von Zelten anzubieten (Wölfling-/Wichtelgruppen). Doch auch das ist unserer treibenden Kraft, GFM Fredl, noch zuwenig, der Bau eines Schwimmbades und einer Tennisanlage wird in Angriff genommen.

So präsentiert sich unser Pfadfinderheim im Frühjahr als eine der schönsten und zweckmäßigsten Anlagen in Österreich. Die feierliche Einweihung am 8. Juni 1980 wird zu einer außergewöhnlichen Zeremonie. Besonders durch den Besuch unseres damaligen Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger und zahlreicher Ehrengäste wie BH Dr. Michalitsch und LR Dr. Erwin Pröll wird die Eröffnung zu einem würdigen Fest für die Gruppe und die zahlreich erschienene Bevölkerung. Nach einem Gottesdienst werden zahlreiche Führer und verdiente Mitglieder der Gruppe ausgezeichnet. Viele Festredner betonen die Anerkennung für die erbrachten baulichen Leistungen, danken aber auch den Führern für die Ausdauer und den Mut der erzieherischen Tätigkeit und Ausbildung der Pfadfindergruppe Karlstetten … Das Sommerlager 1980 findet in Werfenweng statt.

Werner Hirschmüller

 

1981 – 1990: „Höhenflug mit traurigem Tiefpunkt“

Die Sommerlager fanden 1981 in Graz, 1982 wieder in Bärnkopf und 1983 Kirchberg am Wechsel statt. Der Innenausbau des Pfadfinderheimes wurde fertiggestellt. Die Pfadfindergruppe veranstaltete den ersten Schikurs für Späher/Guides in Telfs. Nahezu jedes Jahr fand zwischen Weihnachten und Neujahr ein Schikurs statt. Für unsere Kinder wurden diese Schikurse immer zu einem Hauptereignis im Pfadfinderjahr. Alle Schiwochen seit 1983 (Telfs) verbrachten wir bei unseren Tiroler Freunden, den Jenbacher Pfadfindern. 1984 wurde das Pfadfinderheim an die Dorfkanalisation angeschlossen. Die Grabarbeiten wurden teilweise durch den Gruppenführer Alfred Permoser persönlich vorgenommen. Der Tennisclub wollte ein eigenes Tennisheim errichten. Somit wurde der alte Holzlagerraum des Pfadfinderheimes zum heutigen Tennisheim adaptiert und das Pfadfinderheim vor dem ehemaligen Eingang um ein Bauelement vergrößert. Zum ersten Mal ins Ausland auf große Fahrt fuhren die Späher mit ihren Führern unter der Leitung des GFM Alfred Permoser. Mit zwei VW-Bussen ging es über Ungarn und Jugoslawien nach Nordgriechenland. Dort entdeckten die Abenteurer die schneebedeckten Gipfel des Olymp, die Wohnung der immerwährenden Götter. Nach der Besichtigung der Meteora-KIöster ging es weiter nach Attika. Athen und Kap Sounion waren die weiteren Höhepunkte der Reise. Natürlich kam auch das Badevergnügen nicht zu kurz. Trotz vereinzelt auftretender Verdauungsschwierigkeiten wurde weiterhin unermüdlich Kultur getankt. 1985 errichteten die Ca/Ex im Rahmen ihres Heimstundenprogrammes einen Erlebnisturm. Das Sommerlager in Bärnkopf und das Dunkelsteiner Volksfest fand erstmals in der Geschichte der Pfadfindergruppe ohne den bereits schwer erkrankten Alfred Permoser statt. 1986 war leider ein Schicksalsjahr für die Pfadfindergruppe. Alles war von der schweren Krankheit unseres Gruppenführers Alfred überschattet. Mit seinem, für uns und seine Familie, viel zu frühen Tod begann in der Gruppe eine Phase der Umstrukturierung und Neugliederung. Die Anreise zum Sommerlager in Kettenreith erfolgte erstmals mit dem Fahrrad. Es gab weder Dusche noch Toilette und es war „SAU“- heiß. 1987 wurde nach langjähriger Pause wieder ein Bezirkspatrullenwettkampf (BPWK) in St. Pölten veranstaltet. Als Sieger ging die Späher- Patrulle „Scorpions“ aus Karlstetten hervor. Dadurch wurden wir auch zum Landespatrullenwettkampf (LPWK) unter dem Motto „Überleben“ eingeladen. Unter anderem waren folgende Aufgaben durchzuführen: Beschleichen, geschirrlos Kochen, Unterstandbau mit Waldläuferbett, Naturkunde, Knoten und Bünde und Erste Hilfe. Auch bei diesem Wettkampf schlugen sich unsere Jungs tapfer und belegten den vierten Platz. Das Sommerlager fand im Schloss Waldreichs statt. 1988 war pfadfinderisch gesehen wohl eines der erfolgreichsten Jahre in der 40jährigen Geschichte. Erstmals seit längerer Zeit wurde in Karlstetten wieder ein BPWK veranstaltet. Bei den Guides gingen die „Garfields“ als Sieger hervor bei den Spähern hatten die „Scorpions“ die Nase vorn. Somit wurde die Qualifikation für das LPWK, bei welchem nur die zwei besten Patrullen eines Bezirkes teilnehmen dürfen, geschafft. Das LPWK fand in Langenlois unter dem Motto „Robin Hood“ statt. Bei den Guides erreichte die Patrulle „Garfield“ den dritten Platz. Bei den Spähern erreichte die Patrulle „Scorpions“ nach hervorragender Leistung den ersten Platz und vertraten somit erstmals in der Geschichte der Pfadfindergruppe Karlstetten das Land Niederösterreich bei einem Bundespatrullenwettkampf (B-PWK). Das BPWK, welches nur ein Bundesabenteuer war, fand unter dem Motto „Die drei Musketiere“ in Wassergspreng statt. Da es beim Bundesabenteuer keinen eigentlichen Wettkampf gab, wurde die Woche für die Erprobung von Spezialabzeichen (Wetterkunde, Musik, Insektenkunde, Lederarbeiten), einen Abenteuertag und einen Wientag genutzt. Das Sommerlager der Späher und Guides fand in St. Georgen im Attergau mit 3000 Gleichgesinnten aus 14 Nationen statt. Gleichzeitig entdeckten die Ca/Ex mittels Austriaticket Österreich. Im gleichen Jahr wurde auch mit der Errichtung des Waldlehrpfades begonnen. 1989 lag der Schwerpunkt in der Gestaltung des Waldlehrpfades. Es wurde ein Rundweg angelegt (Länge 2,5 km) und ein Pflanzgarten mit 120 verschiedener heimischen Baum- und Straucharten errichtet. Außerdem wurde ein Teich adaptiert und ein Gesteinskasten mit den meisten Gesteinsarten des Dunkelsteinerwaldes zusammengestellt. Unser Dank für die fachliche Beratung gilt Hrn. DI Watzinger. Nach 2 Jahren unermüdlichen Einsatzes konnte am 27. Mai 1990 der Waldlehrpfad durch GR Pfr. Franz Schreiber und Bgm. Neumeyer feierlich eröffnet werden. In diesem Jahr lud die Diözese St. Pölten zur Unterstützung der wiederbelebten bzw. neu entstanden Pfadfinderbewegung in Ungarn Gruppen nach Österreich ein Wobei wir die Gruppe aus Vesces, einem Vorort von Budapest zu unserem Sommerlager in Artolz einluden. Bei uns lagerten 8 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren aus Ungarn. Dieses Sommerlager verankerte sich tief in den Erinnerungen bei allen Beteiligten, da ein kleiner Einblick in die Kultur unseres Nachbarstaates möglich war. 1990 feierten wir auch das 30jährige Jubiläum unserer Pfadfindergruppe. Dabei stellten wir uns und unsere Geschichte in einer Ausstellung im Pfarrhof dar, die regen Zuspruch erhielt. Vor allem die alten Dias und Filme ließen viele in fast vergessenen Erinnerungen schwelgen. Zum Jahreswechsel verschlug es uns wieder nach Jenbach, wo wir mit den Gu/Sp, Ca/Ex und den Ra/Ro gemeinsam ein Winterlager abhielten.

Johannes Reisinger

 

1991 – 2000: „Renovierung“

Zum erstenmal wurde 1991 ein Osterfeuer von den Pfadfindern, vor der Ostermesse am Karsamstag, entzündet, an dem nach der Feuerweihe die Osterkerze angezündet wurde. Dieses Osterfeuer entwickelte sich zu einer Tradition, die fest im Pfadfinderjahr verankert ist. Eindeutig der Höhepunkt des Jahres war das internationale NÖ Landeslager „DONAU 91“ vom 5.-14. August in Klosterneuburg. Zu diesem Lager kamen rund 6000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus 26 Nationen. Unsere Jüngsten, die Wi/Wö, fuhren nach Bruck an der Leitha auf Sommerlager, wo sie auf den Spuren der Römer Carnuntum und die Gegend um Hainburg erforschten. Durch den regen Zustrom von Kindern zu den Pfadfindern, und da es um das Material der Zelte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht mehr zum Besten stand, wurde ein neues 8-Mann-Zelt angeschafft, das den Namen Oase erhielt, da es als Ruheplatz für die Führer fungiert. Den ersten großen Test beim Sommerlager in Waidhofen an der Ybbs bestand es mit Bravour. Die Ca/Ex zeigten soviel Motivation, dass sie bereits 2 Tage vor Beginn des Sommerlagers von Scheibbs zu Fuß nach Waidhofen aufbrachen, um die Entfernung von ca. 50 km rechtzeitig bis zur Lagereröffnung zu bewältigen. Während des Sommers besuchten uns die Freunde aus Vesces für ein Wochenende, bei dem alte Erinnerungen aus Artolz `90 herausgekramt und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Da es bereits einige Zeit ins Heim eingeregnet hatte, wurde im Herbst die Reparatur des Daches im Westtrakt des Heimes durchgeführt. Anstelle der üblichen Weihnachtsfeier im Heim hielten wir erstmalig eine Wanderung zur Einstimmung auf Weihnachten vom Heim zum Waldlehrpfad ab. Dort angekommen, schmückten wir eine lebende Tanne. Nach besinnlichen Texten und einer kurzen Stärkung gegen die Kälte, ging jeder zufrieden und einer Erfahrung reicher nach Hause. Diese Idee wurde so positiv aufgenommen, dass sie sich zur Tradition entwickelte hat. Nach einigen Jahren mit Sommerlagern in NÖ, verschlug es uns 1993 in die Südsteiermark, nach Leibnitz auf dem steirischen Landeslagerplatz unter dem Motto „Steirabluad is ka Nudelsuppn“. Mit der Sulm neben dem Lagerplatz gab es viele Versuche den „reißenden“ Fluten unseren Willen aufzuzwingen. Der erste Versuch der Ca/Ex mit der „Sulmtulpe“ zeigte gute Ansätze, scheiterte aber am schlechten Material. Aus dem Fehlschlag der Ca/Ex gelernt, erzielten die Gu/Sp mit ihrem Floß den gewünschten Erfolg. Im Frühjahr 1994 stand die Generalsanierung des Schwimmbades an. Im Zuge dessen wurden die gesamten Leitungen, die Filteranlage und das Bad bis auf die Grundmauern erneuert. Nach 6 Jahren veranstalteten wir wieder ein BPWK für Gu/Sp in Karlstetten, welches ein Erfolg für unsere Späher wurde, die den ersten Platz belegten. Dadurch konnten Sie auf das Landesabenteuer fahren. Auch Jenbach wurde des Winters wieder einmal heimgesucht.

Im Zuge der Heimrenovierung stand 1995 die Reparatur des Daches vom langen Trakt ganz oben auf der Liste und wurde im Frühling in Angriff genommen. Auf die bestehende Verschallung verlegten wir eine Schicht Dachpappe und anschließend wieder Welleternitplatten. In diesem Jahr organisierten wir bereits zum 20. mal das Dunkelsteiner Volksfest. Es sollte das vorläufig Letzte sein. Anschließend verschlug es die gesamte Gruppe auf Sommerlager nach Wallsee. Im Herbst wird der Türnitzer Höger von den Gu/Sp bezwungen – Nebel, Fackeln, Gipfelkreuz prägten sich tief in unsere Erinnerung. Nachdem das Volksfest undurchführbar geworden war reifte im Herbst der Gedanke, ein Fest zu veranstalten, bei dem junge Musiker und neue Bands ihre ersten Erfahrungen auf der Bühne sammeln können. Dies war der Impuls für das am 2. März 1996 erstmalig veranstaltete ORORORO. Der Erfolg dieser Veranstaltung übertraf alle Erwartungen und hat sich zu einem Fixpunkt im Bereich St. Pölten in der Musikszene etabliert. Nachdem wir das Bad und das Heimdach in den letzten Jahren auf Vordermann brachten, stand nur mehr die Gestaltung des Bereiches um das Bad aus. Dabei verlegten wir Waschbetonplatten rund um das Bad und den Bereich zwischen Bad und Heim. Der Sitzplatz wurde überdacht, um regensicheren Raum für Heimstunden im Freien zu bekommen. Die große Zahl an Begeisterten führte zum Ankauf eines neuen Zeltes für die Ca/Ex-Sparte, welches aufgrund seines geringen Gewichtes und großen Platzangebotes für ca. 8 Personen besonders beliebt ist. Die Feuertaufe stellte das Prugga 96 dar. Unter dem Motto „1000 Jahre Österreich“ lagerten 3800 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus 19 Nationen, darunter zum ersten Mal offiziell russische Pfadfinder, in Bruck an der Leitha, Austria. Nach einiger Zeit Abstinenz wagten wir uns 1997 wieder auf das Parkett und organisierten einen Pfadfinderball, der gut von der Bevölkerung aufgenommen wurde. Das Sommerlager fand in „Waidoklis an der Ybbsos“ statt, bei dem die alten Griechen die Stadt „Mouskuri“ erbauten und nach „gefährlicher Jagd“ ein Wildschwein erlegten und dies über dem offenen Feuer grillten. Da die Stimmen für ein Winterlager immer lauter wurden, verschlug es uns vom 27.12.97 bis zum 03.01.98 nach Jenbach zum Schifahren, wo wir alte Bekannte trafen und von der dortigen Gruppe herzlich aufgenommen wurden. 1999 entschied man sich für Spartenlager. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, dachten sich die Gu/Sp-Führer und entschieden sich für den Lagerplatz in Lilienfeld. Die Ra/Ro starteten mit einem Bus Richtung Italien und erforschten für 10 Tage die Toskana. Während die Ca/Ex auf die Fahrräder zurückgriffen und das Waldviertel umrundeten. Im darauffolgenden Jahr unternahmen wir wieder ein Gruppenlager mit alle Sparten in Artolz im Waldviertel. Ende Jänner hatten wir die traurige Pflicht, unserem Kuraten und Gönner Geistl. Rat Pfarrer Franz Schreiber die letzte Ehre zu erweisen, nachdem er am 23. Jänner 2000 verstorben war. Im selben Jahr lief bereits zum 5.mal das Orororo über die Bühne, wobei wir erstmalig im Internet (www.orororo.com) präsent waren, was sehr positiv angenommen wurde. Im Sommer verschlug es uns wieder in die Südsteiermark nach Leibnitz, zum Sommerlager unter dem Motto „Robinson komma null“, bei dem wir auf dem Spuren von Robinson Crusoe gestrandet sind und versuchten, von unserer einsamen Insel zu flüchten. Am 10. September 2000 findet unsere 40-Jahr-Feier statt. Die Feldmesse zelebriert GR Permoser in Begleitung des APK-Chores.

Christian Stachelberger

 

2001 – 2010: „Ab ins neue Jahrtausend“

2001 findet in St. Gilgen das internationale Lager „b.open“ statt. Bis auf die Wi/Wö, die ihr Sommerlager am Hiesberg bei Melk verbringen, sind alle ab den Gu/Sp mit 5000 anderen PfadfinderInnen dabei. Das Areal rund um das Pfadfinderheim wird immer mehr zugebaut, was die Heimvermietung an Gastgruppen erschwert.

2002 ist ein sehr ereignisreiches Jahr. Das ORORORO beschert uns mit radiobekannten Bands einen Event der Sonderklasse. Ende April gestalten wir unter dem Motto „Harry Potter und der verbotene Wald“ ein (Vorzeige-) Bezirksabenteuer für die Gu/Sp und im April veranstalten die Ca/Ex einen Flohmarkt, durch dessen Verkaufsleistung eine Digital-Kamera angekauft werden kann. Der Umbau des Sanitär- samt Saunabereichs wird gemeistert und das Sommerlager führt uns nach Waidhofen/Ybbs wo nach österreichweiten starken Regenfällen das Wasser teilweise knöcheltief steht. Im Herbst wird das Dach isoliert um die Heizkosten zu senken und im Advent betreiben wir noch ein Wochenende lang einen Punschstand am Parkplatz vor der Raika. 2003 wird unsere Homepage am Server des Landesverbands ins Internet gestellt. Auch ein Flohmarkt wird wieder veranstaltet. Das heurige Sommerlager führt uns nach Leibnitz in der Steiermark.

Im Mai 2004 nehmen unsere CaEx an der „NÖ kreativ challenge 04“ zum Thema „Trash is out“ mit einem selbstkomponierten Lied teil. Die Sommerlager verbringen wir in St. Oswald, Lilienfeld und in Gneixendorf, wo das internationale Sommerlager „4anaund“ veranstaltet wird. Am 15. Jänner 2005 findet der vorläufig letzte Pfadfinderball im Gasthaus Kloiber statt. Das ORORORO hingegen „feiert seinen 10. Geburtstag“. Das Sommerlager findet am Hiesberg statt.

Im Sommer 2006 verhindern heftige Regenfälle unser Lager in Dobersberg und wir organisieren kurzfristig ein Quartier in Eggenburg. Im August organisieren wir das erste Wiesenfest, das ebenfalls sehr unter dem Wetter leidet. Die langjährigen treibenden Kräfte Norbert und Werner Hirschmüller legen bei der Sitzung des Aufsichtsrates am 15. Dezember ihre Funktionen als Kassier bzw. Schriftführer zurück. Aus finanziellen Gründen kann die Pfadfindergruppe den Waldlehrpfad nicht mehr weiter führen und übergibt diesen in die Verantwortung der Gemeinde. Im Februar 2007 geht unser erstes Faschingsgschnas im Gh. Lind über die Bühne. Einen Monat später feiert das ORORORO seine Abschiedsvorstellung, da im Jahr darauf das Gh. Kloiber schließt. Beim Bezirksabenteuer in Eschenau erreichen die Gu/Sp den 2. Platz hinter den Veranstaltern. Das Sommerlager 100 Jahre nach Gründung der weltweiten Pfadfinderbewegung durch Baden Powell findet in Waidhofen/Ybbs statt. Das zweite Wiesenfest wird wie das erste vom Regen „geprägt“. Ende des Jahres geht unsere gute Seele Fr. Anna Brinnich nach langjähriger Pflege des Pfadfinderheims in den verdienten „Ruhestand“. Im Jahr 2010 feiern wir neben den jährlich stattfindenden öffentlichen Veranstaltungen (Gschnas, Wiesenfest, Adventstand, Nikolausaktion, Weihnachtsaktion) auch ein doppeltes Jubiläum: 50 Jahre Pfadfindergruppe Karlstetten und 100 Jahre Pfadfinder in Österreich.

Michael Beitl

 

2011 – heute: „Der Status Quo“

… in Bearbeitung!